Andreas Meyer-Hanno
vom „Tuntenhasser“ zum Aktivisten der Bewegung
am 18. Juli 2019 aus der Reihe „Queer History“ beim 11. Queer Festival Heidelberg.
Sein Vater war „arisch“, die Mutter Jüdin. Bei Razzien der Gestapo wurde der 1932 in Berlin geborene Andreas Meyer-Hanno auf Dachböden versteckt. Sein Coming-out in den 1950er Jahren empfand der „Tuntenhasser“ als persönliche Katastrophe. Später machte er Karriere als Opernchef in Karlsruhe und Braunschweig, seit 1976 war er Professor an der Musikhochschule in Frankfurt. Unter dem Damokles-Schwert des §175 hatte er schwules Selbstbewusstsein entwickelt, unter seinem „Tuntennamen“ Hannchen Mehrzweck wurde er Aktivist der jungen Emanzipationsbewegung und gründete 1991 die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung, die schwule, lesbische und queere Projekte mittlerweile mit knapp 700.000 Euro gefördert hat. In der Schwulenbewegung hatte der 2006 verstorbene Meyer-Hanno es stets mit Jüngeren zu tun. Seine Vorträge und sein Engagement dienten deshalb immer auch dem Ziel, die Erinnerung an die Verfolgung und den Aufbruch der Bewegung wachzuhalten. Das Buch „Große Oper – Andreas Meyer-Hanno, die Schwulenbewegung und die Hannchen-Mehrzweckstiftung“ erzählt vom Leben dieses Kämpfers und dokumentiert Texte aus den Jahren 1968 bis 2001. Detlef Grumbach, freier Journalist und Mitbegründer des Männerschwarm Verlags, stellt Hannchen Mehrzweck vor und liest aus dem Buch.
Begrüßung durch Daniel Born MdL. In Kooperation mit PLUS Rhein-Neckar e.V.
Lesung
Referent*in Detlef Grumbach
Zeit 18. Juli, 19:00 Uhr
Ort Karlstorbahnhof
Der Eintritt ist frei
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Queer History
Queere Geschichtsschreibung, die eine sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in vergangenen Gesellschaften und Kulturen abbildet, ist nicht nur in der Akademia immer noch marginalisiert –Queer Studies sind allgemein noch wenig an deutschen Universitäten verankert. Auch in der kollektiven Erinnerung scheinen bislang historische Akteur*innen der LSBTTIQ*-Community wenig Raum zu haben. In Heidelberg stand in diesem Jahr erstmals die Verfolgung von Homosexuellen im Zentrum der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Heidelberger Rathaus. So wurde auch der Aufarbeitung der Geschichte der LSBTTIQ*, die im Rhein-Neckar-Gebiet seit vielen Jahren und immer noch überwiegend ehrenamtlich mit viel Engagement geleistet wird, eine breitere Aufmerksamkeit zu Teil.
Die Veranstaltungsreihe „Queer History“ schließt an diese Aktivitäten der Region an und bietet zugleich auch Vorträge, Lesungen und Filme mit externen Referent*innen aus Deutschland, Großbritannien und den USA an, um eine möglichst vielfältige Kostprobe der „Queer History“ dieser Gesellschaften ab dem 19. Jh. zu geben.
Eine Kooperation zwischen dem Amt für Chancengleichheit Heidelberg, dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg, dem Universitätsarchiv Heidelberg und dem Queer Festival Heidelberg.