Susanna im Bade und der Streit um Bilder (n)ackter Akte
Eine queer-feministische fragmentarische Lektüre des Bilderteils zur Geschlechtskunde von Magnus Hirschfeld
am 09. Juli 2019 aus der Reihe „Queer History“ beim 11. Queer Festival Heidelberg.
In der Zusammenstellung von bekannten Abbildungen aus dem Bereich der bildenden Kunst, wie Leda mit dem Schwan oder Susanna im Bade, mit der Skizze einer voyeuristischen Raumordnung sowie Bildern von Fetischismus und Antifetischismus thematisiert der Bilderteil von Magnus Hirschfelds Geschlechtskunde die komplexen Zusammenhänge von Bild- und Blickkulturen mit Sexualität und Erotik. Obgleich Hirschfeld teilweise eine fast schon naive Lesart der Bilder an den Tag legt, wenn er beispielsweise, die Abbildung einer Statue von Leda mit dem Schwan als zoophil charakterisiert, artikuliert sich in der Auswahl und Zusammenstellung der Bilder ein spezifisch sexualwissenschaftlicher Blick, der sich als Kritik sowohl am wissenschaftlichen Paradigma der Objektivität als auch an der dominanten visuellen Kultur der Weimarer Republik sowie der Be- und Verurteilung von Bildern als unzüchtig oder züchtig lesen.
Mit
einer historisch informierten Lektüre der Bildzusammenstellungen im Bilderteil
der Geschlechtskunde möchte Josch Hoenes Denkanstöße geben, wie sich nicht nur
heteronormative Konventionen und Sehgewohnheiten kritisieren, sondern auch neue
Formen des Betrachtens und Zu Sehen Gebens entwickeln lassen, die lesbischen,
schwulen, queeren Begehrensformen einen Platz in Wissenschaft, Kunst und
Gesellschaft einräumen.
Vortrag
Referent*in Dr. Josch Hoenes
Zeit 9. Juli 2019, 19.00 Uhr
Ort Hörsaal 06, Neue Universität, Grabengasse 3 – 5
Der Eintritt ist frei
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Queer History
Queere Geschichtsschreibung, die eine sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in vergangenen Gesellschaften und Kulturen abbildet, ist nicht nur in der Akademia immer noch marginalisiert –Queer Studies sind allgemein noch wenig an deutschen Universitäten verankert. Auch in der kollektiven Erinnerung scheinen bislang historische Akteur*innen der LSBTTIQ*-Community wenig Raum zu haben. In Heidelberg stand in diesem Jahr erstmals die Verfolgung von Homosexuellen im Zentrum der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Heidelberger Rathaus. So wurde auch der Aufarbeitung der Geschichte der LSBTTIQ*, die im Rhein-Neckar-Gebiet seit vielen Jahren und immer noch überwiegend ehrenamtlich mit viel Engagement geleistet wird, eine breitere Aufmerksamkeit zu Teil.
Die Veranstaltungsreihe „Queer History“ schließt an diese Aktivitäten der Region an und bietet zugleich auch Vorträge, Lesungen und Filme mit externen Referent*innen aus Deutschland, Großbritannien und den USA an, um eine möglichst vielfältige Kostprobe der „Queer History“ dieser Gesellschaften ab dem 19. Jh. zu geben.
Eine Kooperation zwischen dem Amt für Chancengleichheit Heidelberg, dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg, dem Universitätsarchiv Heidelberg und dem Queer Festival Heidelberg.